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Papst in Mexiko – die Pressekonferenz

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Europa, das Zika-Virus, Pädophilie sowie die Familie und der wichtigste Traum von Papst Franziskus waren Themen bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Rückweg von Ciudad Juárez in Mexiko nach Rom. Eine gute Stunde nahm sich das katholische Kirchenoberhaupt Zeit für die Fragen der mitreisenden Journalisten. Die wichtigsten Ergebnisse vorweg: der größte Traum des Papstes wäre eine Reise nach China. Im Kontext des Zika-Virus kann er sich Verhütung zur Verhinderung von Schwangerschaften vorstellen. Abtreibung kommt für ihn nicht in Frage. Das sei ein Verbrechen. Mit Blick auf die aktuelle Krise in Europa findet er den Gedanken einer „Neugründung“ der Europäischen Union interessant und Bischöfen, die pädophile Priester nicht aus dem Verkehr ziehen, sondern versetzen oder versetzt haben, legt er den Rücktritt nahe. Zur aktuellen Debatte in Italien über eine Einführung eines Gesetzes für Lebenspartnerschaften wollte er sich nicht äußern. Das sei Sache der italienischen Bischofskonferenz.

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

Nach der Pressekonferenz wurde der Päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (links neben Papst Franziskus) verabschiedet. Der Italiener hatte über 34 Jahre Papstreisen vorbereitet, lange Jahre als zweiter Mann, seit 2005 offiziell als Reisemarschall. (Quelle: Erbacher)

Moralisches Problem Zika-Virus

Klar und hart war die Antwort von Papst Franziskus auf die Frage, ob im Kontext des Zika-Virus eine Abtreibung möglich sei unter Anwendung des moralischen Prinzips des „kleineren Übels“. Das Kirchenoberhaupt stellte fest, dass es sich bei der Abtreibung nie um ein „kleineres Übel“ handeln könne, sondern dass sie ein Verbrechen sei. „Einen zu töten, um einen anderen zu retten. Das ist das, was die Mafia macht.“ Es sei ein „absolutes Übel“. Die Abtreibung ist aus Sicht des Papstes zunächst kein theologisches Problem. „Es ist ein menschliches Problem, ein medizinisches Problem. Man tötet eine Person, um im besten Fall eine andere zu retten.“ Das sei gegen den hippokratischen Eid, den die Ärzte ablegen müssen. „Es ist schlecht in sich.“ Anders verhalte es sich bei der Frage nach der Verhinderung einer Schwangerschaft. Verhütung sei in diesem Fall kein „absolutes Übel“. Franziskus verwies auf eine Sonderregelung von Papst Paul VI. Der hatte in den 1960er Jahren Ordensfrauen in Afrika angesichts massiver sexueller Übergriffe ausnahmsweise die Einnahme von Verhütungsmitteln erlaubt.

Italiens Streit um Lebenspartnerschaften

Beim Thema Lebenspartnerschaften vertrete er die Position der Kirche, die bekannt sei, erklärte Franziskus. Er werde sich aber nicht in die Politik eines einzelnen Landes einmischen, lautete seine Antwort auf die Frage eines italienischen Kollegen, der die Meinung des Papstes zur aktuellen Diskussion um einen entsprechenden Gesetzentwurf in Italien wissen wollte. Er habe der italienischen Bischofskonferenz beim ersten Treffen im März 2013 gesagt, dass die italienische Politik deren Aufgabe sei. „Denn der Papst ist für alle da. Er kann sich nicht in die konkrete Innenpolitik eines Landes einmischen. Das ist nicht die Rolle des Papstes.“ Angesprochen auf ein Papier der Glaubenskongregation aus dem Jahr 2003 an katholische Politiker, sagte Franziskus, dass er das Dokument nicht im Detail kenne. Ein katholischer Politiker müsse nach seinem Gewissen entscheiden. Dieses müsse aber „gut gebildet“ sein. Er machte deutlich, dass eine Entscheidung, die aus einer Laune heraus getroffen wird, nichts mit einem „gut gebildeten Gewissen“ zu tun habe. Zum Thema gleichgeschlechtliche Partnerschaften verwies er auf seine Aussage zu Homosexuellen bei der fliegenden Pressekonferenz nach dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro im Sommer 2013, die sich mit dem Katholischen Katechismus decke.

Großmutter oder Mutter „Europa“?

Auf Europa angesprochen stellte Franziskus fest, dass er sich jüngst bei den Zeitungsberichten über die Krise des Kontinents gefragt habe, wo denn die „großen Väter“ seien, die nach dem Krieg die Idee der Europäischen Union begründet hätten. „Wo ist ein Schumann? Wo ein Adenauer?“ Ihm gefalle die Idee einer „Neugründung der Europäischen Union“, denn Europa solle nicht Großmutter, sondern Mutter sein, so der Papst. „Denn Europa hat, ich sage nicht allein, eine Kultur, eine Stärke, eine Geschichte, die man nicht aufs Spiel setzen darf. Und wir müssen alles dafür tun, dass die Europäische Union Kraft und Inspiration besitzt.“ Dass er den Karlspreis der Stadt Aachen für Verdienste um Europa annehme, sei der Überzeugungskraft von Kardinal Walter Kasper zu verdanken, so Franziskus. Die Stadt Aachen habe den deutschen Kardinal ausgesucht, um mit ihm zu reden. Normalerweise nehme er keine Auszeichnungen an, so Franziskus. Das sei weniger eine Frage der Demut. „Mir gefallen diese Sachen nicht.“ Er wolle den Karlspreis Europa widmen.

Ukraine und Kyrill

Franziskus stellte sich hinter die Gemeinsame Erklärung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, die die beiden Kirchenführer nach ihrem historischen Treffen auf Kuba unterzeichnet hatten. Er zeigte Verständnis dafür, dass aus der Ukraine kritische Stimmen zu dem entsprechenden Passus über den Konflikt in dem Papier kommen. „Die Ukraine ist in einem Moment des Kriegs, des Leidens, mit vielen Interpretationen.“ Daher sei es verständlich, wenn etwa der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Svjatoslav Ševčuk, von Reaktionen der Gläubigen berichte, die enttäuscht seien und sich verraten fühlten. Man könne über diesen Abschnitt diskutieren. Aber es gebe darin die klare Aufforderung, den Krieg zu beenden. Franziskus vermied es strikt, sich auf eine Wertung des Kriegs einzulassen. Vielmehr betonte er seine Neutralität. „Ich habe beide Präsidenten empfangen.“ Doch gerade diese Neutralität sehen die griechischen Katholiken in der Ukraine kritisch. Aus ihrer Sicht müsste der Papst ganz klar auf ihrer Seite stehen und kritisch gegenüber Moskau sein. Franziskus forderte einmal mehr die Einhaltung und Umsetzung des Abkommens von Minsk.

Einzelheiten aus dem Gespräch mit Patriarch Kyrill wollte Franziskus nicht verraten. Über die beiden Statements im Anschluss an das Treffen hinaus, gebe es nichts zu sagen, da das Treffen privat gewesen sei. Die Frage, ob er nach Moskau eingeladen worden sei, beantwortet er damit nicht. Zum panorthodoxen Konzil im Juni werde er eine Botschaft schicken, auch wenn er lieber alle dort persönlich begrüßen würde. Es sollen katholische Beobachter eingeladen werden, so Franziskus.

Wiederverheiratete Geschiedene

Franziskus kündigte an, dass das Nachsynodale Schreiben zur Familiensynode voraussichtlich noch vor Ostern veröffentlicht werden wird. Zum Thema wiederverheiratete Geschiedene erklärte er, dass für ihn das zentrale Wort, „integrieren“ sei. Er erinnerte an das Paar beim Familientreffen im mexikanischen Tuxtla, das in zweiter Ehe zivil verheiratet war, und von seiner aktiven Arbeit in der Pfarrei berichtete. Die beiden hätten in Bezug auf die Kommunion eine „schöne Formulierung“ gewählt, als sie erklärten, dass sie keine eucharistische Kommunion machten, sondern Kommunion, indem sie Besuche im Krankenhaus machten und anderes. Franziskus fügte dann aber hinzu: „Wenn da etwas mehr ist, wird der Herr es ihnen sagen. Es ist ein Weg.“ Er antwortete weder mit „Ja“ noch mit „Nein“, ob wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion gehen dürften. „Das ist die letzte Sache“, erklärte er. Integrieren bedeute nicht, zur Kommunion gehen. „Ich kenne katholische Wiederverheiratete, die ein oder zweimal im Jahr in die Kirche gehen, und sagen: Aber ich will zur Kommunion gehen. Als wäre die Kommunion eine Auszeichnung.“ Es brauche einen Weg der Integration, so der Papst. „Alle Türen sind offen. Aber man kann nicht sagen, ab sofort können sie zur Kommunion gehen.“ Denn es würde nicht diesen Weg der Integration der Betroffenen bedeuten. Er ließ zwar offen, was passiert, wenn ein wiederverheiratetes Paar diesen Weg der Integration ein großes Stück gegangen ist. Aber die Formulierung, „Wenn da etwas mehr ist, dann wird der Herr es ihnen sagen“, könnte auf eine Lösung über das „Forum internum“ im nachsynodalen Schreiben hindeuten.

In dem Papier werde es zudem in einem Kapitel um die Ehevorbereitung gehen, und es soll ein Kapitel über die „Erziehung der Kinder“ geben, denn sie seien die Hauptleidtragenden, wenn es in einer Familie Probleme gebe. Diese müssten noch nicht einmal von den Ehepartnern selbst ausgehen. Sie könnten auch von außen verursacht sein, wenn etwa aufgrund der Arbeitsbedingungen die Eltern kaum oder keine Zeit für die Kinder haben. Bei seinem Treffen mit Vertretern der Arbeitswelt in Ciudad Juárez hatte Franziskus am Vormittag noch gefordert, dass die Arbeitszeiten so gestaltet werden müssten, dass Eltern Zeit haben, mit ihren Kindern zu spielen.

Missbrauch

Auf die Frage eines Kollegen, wie er zum Thema Missbrauch stehe, das in Mexiko gerade durch den Gründer der Legionäre Pater Maciel sehr präsent sei, erklärte Franziskus, dass es Joseph Ratzinger gewesen sei, der eine umfangreiche Untersuchung in seiner Zeit als Präfekt in der Glaubenskongregation zu dem Fall erstellt habe. Aber er habe nicht weiter vorgehen können. Dies stellte Franziskus fest, ohne Namen der Protektoren von Maciel im Pontifikat von Johannes Paul II. zu nennen. Das Kirchenoberhaupt führte dann aus, welche Maßnahmen er ergriffen habe. Dazu gehöre neben der Kinderschutzkommission das neue Tribunal für Rekurse. Darüber hinaus gedenke er bei der Glaubenskongregation den Posten eines „beigeordneten Sekretärs“ zu schaffen, der sich nur um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kümmern soll. Die Dinge müssten allerdings überprüft werden, denn so Franziskus, „wir sind ziemlich im Rückstand mit den Fällen, denn es kommen Fälle“.

Deutlich wurde er für die Fälle, in denen Bischöfe pädophile Priester versetzten oder versetzt hätten. In solchen Fällen sollten die betreffenden Bischöfe zurücktreten. Ein Bischof, der einen Missbrauchstäter lediglich in eine andere Pfarrei versetze, zeige, dass er keine Ahnung davon habe, worum es gehe. Missbrauch sei ein „monströses Verbrechen“.

Der Papst und die Frauen

An dem Briefwechsel zwischen Johannes Paul II. und der Philosophin Anna Tymieniecka, der derzeit weltweit für Schlagzeilen sorgt, sieht Franziskus nichts Anrüchiges. Bereits in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires habe er davon gewusst. Johannes Paul II. sei ein Mann gewesen, so Franziskus. „Ich würde sagen, dass ein Mann, der nicht fähig ist, eine gute Freundschaftsbeziehung zu einer Frau zu haben, etwas fehlt, ich spreche nicht von Frauenfeinden, die sind krank.“ Franziskus selbst lege Wert auf den Rat von Frauen bei Entscheidungen. Sie schauten anders auf die Dinge. „Wir haben es noch immer nicht verstanden, was eine Frau einem Leben eines Priesters und der Kirche Gutes tun kann im Sinne eines Rates, einer Hilfe, einer gesunden Freundschaft.“

Donald Trump

Angesprochen auf die Äußerungen des US-Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump, er wolle im Falle einer erfolgreichen Wahl eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und illegale Migranten außer Landes schaffen, erklärte Franziskus: „Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu errichten, egal wo es ist, und nicht Brücken machen will, ist kein Christ. Das steht nicht im Evangelium.“ Allerdings gab der Papst zu bedenken, man müsse erst einmal überprüfen, ob die Aussagen wirklich so getätigt worden sein. Bei der Frage, ob man einen solchen Kandidaten als Katholik wählen könne oder nicht, wolle er sich nicht einmischen, so der Papst.

Erstmals war ein Dreamliner Shepherd One. (Quelle: Erbacher) Es soll eines der modernsten Flugzeuge sein; doch im Journalistenabteil war es selten enger als auf diesem Flug. (Quelle: Erbacher) Ein letzter Gruß an die Menschen in der Haupstadt Mexikos. (Quelle: Erbacher) Die Mitbringsel des Papstes für Ciudad Juárez mussten noch schnell verladen werden. (Quelle: Erbacher) Eigentlich sind zwischen Mexiko-Stadt und Ciudad Juárez eine Stunde Zeitdifferenz. Bei Aeromexico allerdings nicht. (Quelle: Erbacher) Im Flugzeug konnte man mit anderen Mitreisenden über die Monitore im Sitz chatten. Ob das auch mit dem papst möglich gewesen wäre? (Quelle: Erbacher) Stadt, Stadt, Stadt - Mexiko-Stadt. (Quelle: Erbacher) Minutenlag fliegt man über Häuser in Mexiko-Stadt. (Quelle: Erbacher) Die Stadt zieht sich um die Gebirgsformationen herum. (Quelle: Erbacher) Versuche, das Gelände fruchtbar zu machen. (Quelle: Erbacher) Interessante Landschaftsformationen boten sich da aus der Luft. (Quelle: Erbacher) Anflug auf Ciudad Juárez. (Quelle: Erbacher) Zuerst steigt das Sicherheitspersonal des Vatikans hinten aus dem Flieger. (Quelle: Erbacher) Papst Franziskus ist an der letzten Etappe seiner Mexikoreise in Ciudad Juárez angekommen. (Quelle: Erbacher) So sieht ein "formloser Empfang" bei einer Papstreise aus. (Quelle: Erbacher) Vatican Accredited Media Personal - das sind wir. (Quelle: Erbacher) Ciudad Juárez ist eine Industriestadt. Unter teils unwürdigen Arbeitsbedingungen wird billig für den US-Markt produziert. (Quelle: Erbacher) Und immer wieder Hallen und Container. (Quelle: Erbacher) Papst Franziskus gedenkt der Opfer, die beim Versuch des Grenzübertritts ums Leben kamen. Allein 6.000 in den letzten 15 Jahren. (Quelle: Erbacher) Papst Franziskus segnet die Menschen, die auf der US-Seite hinter dem Zaun stehen. Am Kreuz gedachte er der Opfer. (Quelle: Erbacher) Die Menschen auf der US-Seite der Grenzen verfolgen den Gottesdienst mit. (Quelle: Erbacher) Die amerikanische Flagge an der Grenze wirkte etwas improvisiert. (Quelle: Erbacher) US-Sicherheitskräfte beobachten das Treiben jenseits der Grenze in Mexiko genau. (Quelle: Erbacher) Die Jungfrau von Guadelpue verbindet, was Grenzen trennt. (Quelle: Erbacher) Und ewig drehte er seine Runden mit dem Papamobil. (Quelle: Erbacher) So sah das Pressezentrum vor Ort beim Gottesdienst aus. Immerhin gab es Schatten. (Quelle: Erbacher) Zum Gottesdienst in Ciudad Juárez waren noch einmal rund 200.000 Menschen gekommen. (Quelle: Erbacher) Der Gottesdienst in Ciudad Juárez war der letzte Programmpunkt der 12. Auslandsreise von Papst Franziskus. (Quelle: Erbacher) Beim Gottesdienst in Ciudad Juárez. (Quelle: Erbacher) "Missionar des Friedens" wollte Franziskus sein. Ob seine Reise konkrete Auswirkungen hat? (Quelle: Erbacher) Ein letzter Blick auf die Grenze zwischen Nord und Süd in Amerika. (Quelle: Erbacher) Zurück in Rom. Es grünt vor den Toren der Ewigen Stadt. (Quelle: Erbacher)

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